Sechs Wochen, ein Auto, mein Hund Timmy und das weite Land Norwegens – was als Idee für eine herbstliche Auszeit begann, wurde zu einer der intensivsten und schönsten Erfahrungen meines Lebens.
Im September und Oktober 2024 war ich unterwegs durch Fjorde, Gletscherlandschaften, Wasserfallregionen und auf zahllosen Wanderwegen – immer auf der Suche nach Stille, Ausblicken, Bewegung und der ganz besonderen Verbindung zur Natur.
Etappe 1: Anreise über Dänemark & erste Wanderungen in Südnorwegen
Reiseroute: Bremen – Flensburg – Dänemark (3 Tage) – Fähre von Hirtshals nach Kristiansand – Stavanger – Sukkertoppen – Lysefjord – Lysebotn
Nach einem gemütlichen Start über Bremen und Flensburg verbrachten wir drei Tage in Dänemark – nicht nur zur Einstimmung, sondern auch, weil Timmy für die Einreise nach Norwegen eine vom Tierarzt bestätigte Entwurmungskur brauchte. In Hirtshals ließ ich diese 24 Stunden vor Abreise durchführen, sodass wir problemlos weiterreisen konnten.
Mit der Fähre von Color Line (ca. 120 €) ging es in etwa 3,5 Stunden nach Kristiansand. Von dort führte uns der Weg über Stavanger (leider bei schlechtem Wetter) weiter Richtung Sukkertoppen – und hier begann das wahre Norwegen-Abenteuer. Unsere erste richtige Wanderung: im Regen gestartet, aber mit einem atemberaubenden Panorama belohnt, als plötzlich der Himmel aufriss.
Ein Highlight war die Fahrt mit der kleinen Kolumbus-Fähre durch den Lysefjord – zwei Stunden Naturkino für nur 8 €. Besonders beeindruckend: der berühmte Preikestolen – diesmal aus einer neuen Perspektive: von unten.
In Lysebotn wanderten wir einen ganzen Tag ungestört durch die wilde Fjordlandschaft. Am nächsten Tag folgte ein anspruchsvoller Rundweg über Krossfjellet, Flatafjellet und Øykjafjellet – mit ersten Klettererfahrungen und gewaltigen Ausblicken.
Der Abschluss: der ruhige Longaneset-Waldtrail in Rogaland mit einer Plattform mitten im See – ein stiller Moment ganz für mich allein.




Etappe 2: Vom Wasserfallparadies zu meinem Lieblingsort im Bondhusvatnet
Nach der rauen Schönheit des Lysefjords ging es weiter Richtung Norden – schon die Fahrt war ein Erlebnis: Überall rauschten Wasserfälle, allen voran der imposante Låtefossen.
Mit jeder Kurve wurde die Landschaft dramatischer – bis wir bei einer Wanderung auf ein Juwel stießen: Bondhusvatnet. Ein türkisblauer Gletschersee, umgeben von schroffen Bergen und Eisfeldern – für mich der schönste Ort der ganzen Reise.
Ebenfalls unvergesslich: der Blick vom Stegastein-Aussichtspunkt auf den Aurlandsfjord.
Ein weiteres Highlight war die anspruchsvolle Wanderung auf den Molden (1.113 m): sechs Stunden Natur, Stille, Höhenmeter – und ein unvergesslicher Gipfelmoment mit Blick auf den Lustrafjord.
Danach: ein ruhigerer Tag am Feigefossen-Wasserfall – leicht erreichbar und doch beeindruckend.
Zum Abschluss ein Geheimtipp: das Wittgenstein-Haus „Österreich“ – einsam, fast vergessen, magisch. Kein Mensch weit und breit. Nur Stille, Natur und mein Hund Timmy.




Etappe 3: Gletscher, Gipfel und Fjordmomente
Wir fuhren weiter in den Jostedalsbreen-Nationalpark und kamen dem mächtigen Gletscher ganz nah. Selbst das schlechte Wetter hatte seinen Reiz: Beim Tvinnefossen-Wasserfall stapften wir durch Regen und Nebel – und entdeckten, dass man direkt darunter hindurchgehen konnte.
Ein weiteres Highlight: die Wanderung auf das Rindehornet in Nordfjordeid Vestland – grandiose Aussichten und eine beeindruckende Wasserfahne.
In Loen wagten wir uns mit dem Loen Skylift (ca. 60 €) in luftige Höhen – oben erwartete uns ein klarer Blick auf den Dovatnet-See.
Noch weiter nördlich: Refviksanden – ein Strand, der eher an die Karibik als an Norwegen erinnert.
Besonders schön: eine Woche mit einem guten Freund, mit dem ich eine herausfordernde Drei-Gipfel-Tour unternahm: Veten – Brurahornet – Gottrøysa – ein ganztägiges Abenteuer.
Danach wurde es ruhiger: Eine entspannte Fährfahrt durch den Geirangerfjord, Besuch der Borgund-Stabkirche und Wanderung auf dem Vindhellavegen bei Lærdal.
Fast magisch: eine weitere Wanderung zum Aurlandsfjord Viewpoint – ohne zu ahnen, dass ich schon einmal dort gewesen war.






Etappe 4: Gipfelziele & Abschied von Norwegen
Unsere Route führte über die Pjorga-Wege 43, vorbei am Flovatnet – ein Wasserfall im Nirgendwo. In Myrland fühlte es sich an wie auf einem anderen Planeten.
Ein Freund aus Deutschland begleitete mich bei einer Wanderung am Åsral-Mobrannuten. In Rjukan erkundeten wir das alte Wasserkraftwerk Wehrmork auf einer 14-km-Tour.
Wir wohnten rund um den Gaustatoppen und unternahmen mehrere Gipfeltouren – u. a. auf den Ørnenipa (1.340 m). Das große Finale: die Besteigung des Gaustatoppen (1.883 m). Mit der Gaustabanen ging es bequem wieder hinunter – ein krönender Abschluss.






Abschied & Ausklang: Schweden & Sylt
Nach Norwegen ging es für zwei Wochen nach Schweden – voller Ruhe, Herbstfarben und Natur. Besonders in Smögenund am Rådbäcks Strand konnte ich all die Eindrücke verarbeiten.
Den finalen Abschluss bildete eine Woche auf Sylt, wo wir den 70. Geburtstag meines Vaters feierten – ein Stück Heimat, das nach all der Weite und Stille auch einfach gut tat.
Fazit:
Norwegen hat mein Herz erobert – mit seiner Wildheit, seinen stillen Gipfeln, den endlosen Wanderwegen und der Möglichkeit, mich selbst immer wieder zu spüren.
Es war eine Reise mit Hund – aber auch eine Reise zu mir selbst.
Highlights im Überblick:
- Wanderung auf den Molden mit Blick auf den Lustrafjord
- Bondhusvatnet – mein Lieblingsort der Reise
- Fährfahrt durch den Lysefjord mit Blick auf den Preikestolen
- Loen Skylift & Dovatnet-See
- Drei-Gipfel-Tour: Veten – Brurahornet – Gottrøysa
- Gaustatoppen – höchster Punkt der Reise
- Geirangerfjord, Vindhellavegen und Borgund-Stabkirche
- Karibikfeeling am Refviksanden
- Stille Momente am Wittgenstein-Haus